Chap. 04
"I rely on you, my dear," said Anna Pavlovna, also in a low tone. "Write to her and let me know how her father looks at the matter.
→»Ich hoffe auf Sie, liebe Freundin«, erwiderte Anna Pawlowna ebenfalls leise. »Sie werden ihr also schreiben und mir dann berichten, comment le père envisagera la chose(wie der Vater das versteht).
Au revoir!" and she left the hall.
→Au revoir.« Damit verließ sie das Vorzimmer.
Prince Hippolyte approached the little princess and, bending his face close to her, began to whisper something.
→Fürst Hippolyt trat zu der kleinen Fürstin, neigte sein Gesicht nahe zu ihr herab und flüsterte ihr etwas zu.
Two footmen, the princess and his own, stood holding a shawl and a cloak, waiting for the conversation to finish.
→Zwei Lakaien, von denen der eine der Fürstin, der andere Hippolyt gehörte, warteten mit ihrem Schal und seinem Mantel, bis beide ihr Gespräch beendet hatten.
They listened to the French sentences which to them were meaningless, with an air of understanding but not wishing to appear to do so.
→Sie hörten die ihnen unverständliche französische Sprache mit einem Gesicht an, als verstünden sie, was da gesprochen wurde, wollten es aber nicht zeigen.
The princess as usual spoke smilingly and listened with a laugh.
→Die Fürstin unterhielt sich wie immer lächelnd und hörte lachend zu.
"I am very glad I did not go to the ambassador's," said Prince Hippolyte "so dull. It has been a delightful evening, has it not?
→»Ich freue mich nur, daß ich nicht zu dem Gesandten gefahren bin«, sagte Fürst Hippolyt. »Sehr langweilig ist es da. Ein herrlicher Abend war das doch heute, nicht wahr, ein herrlicher Abend.«
Delightful!" "They say die ball will be very good," replied the princess, drawing up her downy little lip."
→»Man sagt, daß der Ball heute dort sehr nett werden wird«, antwortete die Fürstin und zog ihre kleine Lippe mit dem Schnurrbärtchen hoch.
"All the pretty women in society will be there." "Not all, for you will not be there; not all," said Prince Hippolyte smiling joyfully;
→»Alle schönen Frauen der Gesellschaft werden dort sein.« »Nicht alle, da Sie ja nicht dort sein werden, nicht alle!« sagte Fürst Hippolyt und lachte froh.
Either from awkwardness or intentionally (no one could have said which) after the shawl had been adjusted he kept his arm around her for a long time, as though embracing her.
→Er nahm dem Lakaien den Schal weg, stieß ihn sogar zurück und hängte ihn selber der Fürstin um. Nachdem er das getan hatte, ließ er aus Ungeschicklichkeit oder Absicht – das war nicht zu entscheiden – seine Arme lang auf ihr ruhen und umarmte so beinahe die junge Frau.
Still smiling, she gracefully moved away, turning and glancing at her husband.
→Graziös machte sie sich los, ohne ihr Lächeln zu verlieren, drehte sich um und sah ihren Mann an.
Prince Andrew's eyes were closed, so weary and sleepy did he seem. "Are you ready?" he asked his wife, looking past her.
→Fürst Andrej hatte die Augen geschlossen, so ermüdet und schläfrig schien er zu sein. »Sind Sie fertig?« fragte er seine Frau und sah an ihr vorbei.
Prince Hippolyte hurriedly put on his cloak, which in the latest fashion reached to his very heels, and, stumbling in it, ran out into the porch following the princess, whom a footman was helping into the carriage.
→Fürst Hippolyt zog eilig seinen Mantel an, der ihm nach der neuesten Mode bis auf die Fersen ging, verwickelte sich darin und eilte auf der Treppe hinter der Fürstin her, der ein Lakai in den Wagen half.
"Princesse, au revoir" cried he, stumbling with his tongue as well as with his feet.
→ »Auf Wiedersehen, Fürstin!« rief er und verwickelte sich dabei mit der Zunge genau so wie mit den Beinen.
The princess, picking up her dress, was taking her seat in the dark carriage, her husband was adjusting his saber; Prince Hippolyte, under pretense of helping, was in everyone's way.
→Die Fürstin raffte ihr Kleid etwas hoch und setzte sich in den dunklen Wagen. Ihr Mann brachte seinen Säbel in Ordnung. Fürst Hippolyt tat, als wolle er beiden behilflich sein, war aber dabei allen nur im Wege.
"Allow me, sir" said Prince Andrew in Russian in a cold, disagreeable tone to Prince Hippolyte who was blocking his path.
→ »Erlauben Sie, mein Herr«, sagte Fürst Andrej trocken und unfreundlich auf russisch zu ihm, weil er ihn behinderte.
"I am expecting you, Pierre," said the same voice, but gently and affectionately. The postilion started, the carriage wheels rattled.
→»Ich erwarte dich, Pierre«, rief dann dieselbe Stimme des Fürsten Andrej in freundlichem und zärtlichem Ton. Der Vorreiter ließ die Pferde anziehen, und der Wagen rasselte dahin.
Kníže Ippolit zůstal stát před vchodem, čekal na vikomta, jemuž slíbil, že ho sveze domů, a smál se trhaným smíchem.
→ Prince Hippolyte laughed spasmodically as he stood in the porch waiting for the vicomte whom he had promised to take home.
"Well, mon cher" said the vicomte, having seated himself beside Hippolyte in the carriage, "your little princess is very nice,
→»Eh bien, mon cher, votre princesse est très bien, très bien«, (Ihre kleine Fürstin ist sehr entzückend, mein Freund, sehr entzückend,) sagte der Vicomte, als er sich mit Hippolyt in den Wagen gesetzt hatte.
very nice indeed, quite French," and he kissed the tips of his fingers. Hippolyte burst out laughing. "Do you know, you are a terrible chap for all your innocent airs," continued the vicomte.
→ »Mais très bien.« Er küßte seine Fingerspitzen. »Und ganz und gar wie eine Französin.« Hippolyt prustete los und brach in lautes Lachen aus. »Und wissen Sie, Sie sind ein ganz fürchterlicher Mensch mit Ihren unschuldigen Augen.
"I pity the poor husband, that little officer who gives himself the airs of a monarch."
→Ich bedaure den armen Gatten, diesen kleinen Offizier, der sich ein Air gibt, als wäre er ein regierender Fürst.«
Hippolyte spluttered again, and amid his laughter said, "And you were saying that the Russian ladies are not equal to the French?
→Hippolyt prustete immer noch und sagte, während er lachte: »Und Sie haben behauptet, die russischen Damen hielten keinen Vergleich aus mit den französischen.
One has to know how to deal with them." Pierre reaching the house first went into Prince Andrew's study like one quite at home, and from habit immediately lay down on the sofa, took from the shelf the first book that came to his hand (it was Caesar's Commentaries), and resting on his elbow, began reading it in the middle.
→Man muß sie nur richtig zu nehmen verstehen.« Pierre, der als erster im Hause des Fürsten Andrej anlangte, ging wie einer, der schon zum Haus gehört, in das Arbeitszimmer des Fürsten und legte sich nach alter Gewohnheit sofort aufs Sofa. Er nahm das erste beste Buch vom Regal – es waren Cäsars Kommentare –, stützte sich auf seinen Ellbogen und begann in der Mitte des Buches zu lesen.
"What have you done to Mlle Scherer? She will be quite ill now," said Prince Andrew, as he entered the study, rubbing his small white hands.
→»Was hast du Mademoiselle Scherer getan? Sie wird jetzt ganz krank sein«, sagte Fürst Andrej, als er ins Zimmer trat, und rieb seine kleinen weißen Hände.
Pierre turned his whole body, making the sofa creak. He lifted his eager face to Prince Andrew, smiled, and waved his hand.
→Pierre drehte sich mit dem ganzen Körper um, daß das Sofa krachte, wandte sein Gesicht dem Fürsten zu und machte lächelnd eine abwehrende Handbewegung.
"That abbé is very interesting but he does not see the thing in the right light. ... In my opinion perpetual peace is possible but I do not know how to express it ... not by a balance of political power. . . ."
→»Nein«, sagte er, »dieser Abbe ist doch sehr beachtlich. Nur versteht er die Sache nicht richtig … Meiner Meinung nach ist ein ewiger Friede sehr wohl möglich, doch ich weiß nicht recht, wie ich das sagen soll … Jedenfalls aber nicht durch ein politisches Gleichgewicht.«
It was evident that Prince Andrew was not interested in such abstract conversation.
→Fürst Andrej hatte offensichtlich keinen Sinn für diese abstrakten Gespräche.
"One can't everywhere say all one thinks, mon cher.
→»Mein Lieber, man darf nicht überall alles sagen, was man denkt«,
Well, have you at last decided on anything? Are you going to be a guardsman or a diplomatist?" asked Prince Andrew after a momentary silence.
→erwiderte er und fuhr dann nach kurzem Schweigen fort: »Nun, wie steht’s, hast du dich endlich für etwas entschieden? Wirst du nun Gardekavallerist oder Diplomat werden?«
Pierre sat up on the sofa, with his legs tucked under him. "Really, I don't yet know.
→Pierre setzte sich aufrecht aufs Sofa und zog die Beine unter sich. »Können Sie sich das vorstellen, ich weiß es immer noch nicht.
I don't like either the one or the other." "But you must decide on something.
→Weder das eine noch das andere sagt mir zu.« »Aber du mußt dich doch für etwas entscheiden.
Your father expects it." Pierre at the age of ten had been sent abroad with an abb as tutor, and had remained away till he was twenty.
→ Dein Vater wartet darauf.« Pierre war in seinem zehnten Jahre mit einem Abbe ins Ausland geschickt worden, wo er bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr geweilt hatte.
When he returned to Moscow his father dismissed the abbé and said to the young man,
→Als er dann nach Moskau zurückgekehrt war, hatte der Vater den Abbe entlassen und zu seinem Sohn gesagt:
Now go to Petersburg, look round, and choose your profession.
→ »Jetzt fahre nach Petersburg, sieh dich dort um und wähle dann.
I will agree to anything. Here is a letter to Prince Vasili, and here is money.
→Ich bin mit allem einverstanden. Hier hast du einen Brief an den Fürsten Wassilij und Geld.
Write to me all about it, and I will help you in everything." Pierre had already been choosing a career for three months, and had not decided on anything.
→Schreib mir über alles, ich werde dir in allem helfen.« Pierre wählte nun schon drei Monate einen Beruf, hatte noch nichts weiter getan,
It was about this choice that Prince Andrew was speaking.
→und über diese Wahl wollte nun Fürst Andrej mit ihm reden.
Pierre rubbed his forehead."But he must be a Freemason," said he, referring to the abbé whom he had met that evening.
→Pierre wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Er muß wohl ein Freimaurer sein«, sagte er, und meinte damit den Abbe, den er soeben kennen gelernt hatte.
"That is all nonsense." Prince Andrew again interrupted him,
→»Das ist ja alles dummes Zeug«, unterbrach ihn Fürst Andrej.
"let us talk business. Have you been to the Horse Guards?" "No, I have not; but this is what I have been thinking and wanted to tell you.
→»Wir wollen doch lieber zur Sache kommen. Bist du nun in der Gardekavalleriekaserne gewesen?« »Nein, da bin ich nicht gewesen, aber mir ist da etwas eingefallen, das ich Ihnen sagen wollte.
There is a war now against Napoleon.
→Wir haben jetzt Krieg gegen Napoleon.
If it were a war for freedom I could understand it and should be the first to enter the army; but to help England and Austria against the greatest man in the world is not right."
→Wenn das ein Kampf für die Freiheit wäre, dann könnte ich es verstehen und träte als erster in den Kriegsdienst. Aber England und Österreich gegen den größten Menschen auf der Welt zu helfen … nein, das ist nicht schön.«
Prince Andrew only shrugged his shoulders at Pierre's childish words.
→Fürst Andrej zuckte die Achseln über diese kindlichen Worte Pierres.
He put on the air of one who finds it impossible to reply to such nonsense, but it would in fact have been difficult to give any other answer than the one Prince Andrew gave to this naive question.
→ Er machte ein Gesicht, als ob man auf einen solchen Ausspruch eigentlich gar nicht antworten dürfe, und in Wirklichkeit war ja auch auf diese naiven Äußerungen keine andere Antwort zu geben als die, die Fürst Andrej eben gab.
"If no one fought except on his own conviction, there would be no wars," he said. "And that would be splendid," said Pierre. Prince Andrew smiled ironically.
→»Wenn alle Menschen nur nach ihrer Überzeugung kämpften, dann gäbe es keinen Krieg«, sagte er. »Das wäre ja gerade sehr schön«, entgegnete Pierre. Fürst Andrej lächelte.
"Very likely it would be splendid, but it will never come about. . . ." "Well, why are you going to the war?" asked Pierre.
→ »Schon möglich, daß es schön wäre, aber das wird nie geschehen.« »Na, warum gehen Sie denn in den Krieg?« fragte Pierre.
"What for? I don't know. I must. Besides that I am going . . ." He paused. "I am going because the life I am leading here does not suit me"
→»Weswegen? Ich weiß nicht. Man muß eben. Außerdem gehe ich …« Er hielt inne. »Ich gehe deshalb, weil das Leben, das ich hier führe, weil dieses Leben – mir nicht paßt!«
The rustle of a woman's dress was heard in the next room. Prince Andrew shook himself as if waking up, and his face assumed the look it had had in Anna Pavlovna's drawing room.
→Im Zimmer nebenan rauschte ein Damenkleid. Fürst Andrej schüttelte sich, wie wenn er plötzlich erwachte. Sein Gesicht nahm wieder den Ausdruck an, den es in Anna Pawlownas Salon gehabt hatte.
Pierre removed his feet from the sofa. The princess came in. She had changed her gown for a house dress as fresh and elegant as the other.
→ Pierre zog die Beine vom Sofa. Die Fürstin trat ein. Sie hatte bereits ein Hauskleid angezogen, das aber ebenso elegant war wie ihre Gesellschaftstoilette.
Prince Andrew rose and politely placed a chair for her.
→ Fürst Andrej stand höflich auf und schob ihr einen Sessel hin.
"How is it," she began, as usual in French, settling down briskly and fussily in the easy chair, "how is it Annette never got married?
→»Warum, denke ich oft«, sagte sie, wie immer auf französisch, und setzte sich hastig und geschäftig in den Sessel, »warum hat sich Annette nicht verheiratet?
How stupid you men all are not to have married her! Excuse me for saying so, but you have no sense about women.
→ Wie sind Sie doch alle so dumm, meine Herren, daß Sie sie nicht geheiratet haben. Verzeihen Sie, aber Sie verstehen nichts von Frauen.
What an argumentative fellow you are, Monsieur Pierre!" "And I am still arguing with your husband. I can't understand why he wants to go to the war," replied Pierre, addressing the princess with none of the embarrassment so commonly shown by young men in their intercourse with young women.
→Was sind Sie bloß für ein streitbarer Herr, Monsieur Pierre.« »Ich streite mich auch schon mit Ihrem Mann: Ich verstehe einfach nicht, warum er in den Krieg ziehen will«, sagte Pierre zu der Fürstin ohne jede Ziererei, wie sie im Verkehr zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau sonst so üblich ist.
The princess started. Evidently Pierre's words touched her to the quick.
→ Die Fürstin zuckte zusammen. Offenbar hatten Pierres Worte einen wunden Punkt bei ihr berührt.
"Ah, that is just what I tell him" said she. "I don't understand it; I don't in the least understand why men can't live without wars.
→ »Ach, ich sage ja dasselbe«, meinte sie. »Ich verstehe nicht, ich verstehe wirklich nicht, warum die Männer nicht ohne Krieg leben können.
How is it that we women don't want anything of the kind, don't need it? Now you shall judge between us. I always tell him: Here he is Uncle's aide-de-camp, a most brilliant position.
→Warum wollen wir Frauen niemals so etwas, warum brauchen wir das nicht? Nun, Sie sollen Schiedsrichter sein.
Neustále mu opakuji, že tady je pobočníkem u strýčka, má nejskvělejší postavení, jaké si jen může přát.
→ Ich sage ihm immer: Hier ist er Adjutant beim Onkel, die glänzendste Stellung.
He is so well known, so much appreciated by everyone. The other day at the Aprksins' I heard a lady asking,
→Alle kennen ihn, alle schätzen ihn. Kürzlich hörte ich bei den Apraxins, wie eine Dame fragte:
'Is that the famous Prince Andrew?' I did indeed." She laughed.
→›Ist das der berühmte Fürst Andrej?‹ Mein Ehrenwort!« Sie lachte.
"He is so well received everywhere. He might easily become aide-de-camp to the Emperor.
→»Überall wird er gern aufgenommen. Er könnte schon Flügeladjutant sein.
You know the Emperor spoke to him most graciously.
→Sie wissen, der Kaiser sprach sehr gnädig mit ihm.
Annette and I were speaking of how to arrange it.
→Ich habe darüber mit Annette gesprochen, das ginge sehr leicht zu machen.
What do you think?" Pierre looked at his friend and, noticing that he did not like the conversation, gave no reply.
→ Wie denken Sie darüber?« Pierre sah den Fürsten Andrej an und merkte, daß seinem Freund diese Unterhaltung nicht gefiel. Daher antwortete er nicht.
"When are you starting?" he asked. "Oh, don't speak of his going, don't! I won't hear it spoken of," said the princess in the same petulantly playful tone in which she had spoken to Hippolyte in the drawing room and which was so plainly ill-suited to the family circle of which Pierre was almost a member.
→»Wann reisen Sie ab?« fragte er. »Ach, reden Sie nicht von dieser Abreise, ne m’en parlez pas. Ich will davon gar nichts hören«, sagte die Fürstin in demselben launischscherzenden Ton, in dem sie mit Hippolyt gesprochen hatte, einem Ton, der gar nicht in diesen häuslichen Kreis paßte, als dessen Mitglied sich Pierre schon beinahe fühlte.
"Today when I remembered that all these delightful associations must be broken off ... and then you know, Andr . . ." (she looked significantly at her husband)
→ »Heute, als ich daran dachte, daß ich diesen ganzen lieben Verkehr abbrechen soll … Und dann, du weißt, Andre«, sie zwinkerte ihm bedeutsam zu,
"I'm afraid, I'm afraid!" she whispered, and a shudder ran down her back. Her husband looked at her as if surprised to notice that someone besides Pierre and himself was in the room, and addressed her in a tone of frigid politeness.
→»… ich habe Angst, ich habe Angst«, flüsterte sie und bebte am ganzen Körper. Ihr Mann sah sie mit einem Ausdruck an, als ob er erstaunt wäre, außer sich und Pierre noch jemand andern im Zimmer zu bemerken. Mit kühler Höflichkeit fragte er seine Frau:
"What is it you are afraid of, Lise? I don't understand," said he. "There, what egotists men all are: all, all egotists!
→»Wovor hast du denn Angst, Lisa? Ich kann das nicht verstehen.« »Da sieht man, wie egoistisch alle Männer sind. Alle, alle sind sie Egoisten.
Just for a whim of his own, goodness only knows why, he leaves me and locks me up alone in the country."
→Aus irgendwelchen Launen, Gott weiß, weshalb, verläßt er mich und sperrt mich ganz allein auf dem Lande ein.«
"Alone all the same, without my friends. . . . And he expects me not to be afraid."
→ »Mit meinem Vater und meiner Schwester, vergiß das nicht«, sagte Fürst Andrej leise.
Alone all the same, without my friends... And he expects me not to be afraid."
→»Ganz gleich, ich bin allein, ohne meine Freunde. Und da will er, daß ich mich nicht fürchten soll.«
Her tone was now querulous and her lip drawn up, giving her not a joyful, but an animal, squirrel-like expression.
→ Das sagte sie in ziemlich mürrischem Ton. Ihre Oberlippe zog sich nach oben und verlieh dadurch ihrem Gesicht keinen frohen Ausdruck, sondern vielmehr einen tierischen, den eines wütenden Eichhörnchens.
She paused as if she felt it indecorous to speak of her pregnancy before Pierre, though the gist of the matter lay in that.
→ Sie schwieg, als ob sie es ungehörig fände, in Pierres Gegenwart von ihrer Schwangerschaft zu sprechen, während doch gerade darin der Kern der Sache lag.
„Stále ještě jsem nepochopil, čeho se bojíte,“ pronášel pomalu kníže Andrej a nespouštěl z ní oči.
→"I still can't understand what you are afraid of," said Prince Andrew slowly, not taking his eyes off his wife.
The princess blushed, and raised her arms with a gesture of despair. "No, Andrew, I must say you have changed. Oh, how you have . . ."
→ Die Fürstin errötete und hob verzweifelt die Arme. »Non, André, je dis, que vous avez tellement, tellement changé.(Nein, Andrej, Sie haben sich wirklich so viel, so viel geändert...)«
"Your doctor tells you to go to bed earlier," said Prince Andrew. "You had better go." The princess said nothing, but suddenly her short downy lip quivered.
→»Dein Arzt wünscht, daß du dich früher hinlegen sollst«, sagte Fürst Andrej, »du solltest schlafen gehen.« Die Fürstin erwiderte nichts, und plötzlich begann ihre kurze Oberlippe mit dem Schnurrbärtchen zu zittern.
Prince Andrew rose, shrugged his shoulders, and walked about the room.
→ Fürst Andrej stand auf, zuckte mit den Achseln und ging im Zimmer auf und ab.
Pierre looked over his spectacles with naive surprise, now at him and now at her, moved as if about to rise too, but changed his mind.
→Pierre betrachtete erstaunt und naiv bald ihn, bald die Fürstin durch seine Brille und machte eine Bewegung, als ob er ebenfalls aufstehen wollte; dann aber überlegte er es sich wieder anders.
"Why should I mind Monsieur Pierre being here?" exclaimed the little princess suddenly, her pretty face all at once distorted by a tearful grimace.
→ »Was kümmert es mich, daß Monsieur Pierre hier ist«, sagte plötzlich die kleine Fürstin, und ihr hübsches Gesicht verzog sich auf einmal zu einer weinenden Grimasse.
"I have long wanted to ask you, Andrew, why you have changed so to me? What have I done to you? You are going to the war and have no pity for me.
→»Ich habe es dir schon lange sagen wollen, Andre: Warum bist du zu mir so anders geworden? Was habe ich dir getan? Du gehst jetzt zur Armee. Du hast kein Mitleid mit mir.
Why is it?" "Lise!" was all Prince Andrew said. But that one word expressed an entreaty, a threat, and above all conviction that she would herself regret her words.
→Weshalb?« »Lise!« sagte Fürst Andrej nur. Aber in diesem Wort lag Bitte und Drohung und vor allem die Überzeugung, daß sie selbst ihre Worte bereuen werde.
But she went on hurriedly: "You treat me like an invalid or a child.
→ Doch sie fuhr hastig fort: »Du behandelst mich wie eine Kranke oder wie ein Kind.
I see it all! Did you behave like that six months ago?" "Lise, I beg you to desist," said Prince Andrew still more emphatically.
→ Ich merke das wohl. Warst du etwa vor einem halben Jahr so?« »Lise, ich bitte Sie aufzuhören«, wiederholte Fürst Andrej noch eindringlicher.
Pierre, who had been growing more and more agitated as he listened to all this, rose and approached the princess.
→Pierre, der während dieser Unterhaltung mehr und mehr in Aufregung geraten war, stand auf und trat zu der Fürstin.
He seemed unable to bear the sight of tears and was ready to cry himself.
→ Es schien, als ob er den Anblick ihrer Tränen nicht ertragen könne und selber bereit sei mitzuweinen.
"Calm yourself, Princess! It seems so to you because ... I assure you I myself have experienced . . . and so ... because . . .
→»Beruhigen Sie sich, Fürstin; das kommt Ihnen nur so vor, weil … ich versichere Sie, ich habe von ihm selbst erfahren … weswegen … weil …
No, excuse me! An outsider is out of place here . . . No, don't distress yourself... Good-bye..."
→Nein, entschuldigen Sie, ein Fremder ist hier überflüssig … Aber beruhigen Sie sich doch … Leben Sie wohl …«
Prince Andrew caught him by the hand.
→Doch Fürst Andrej hielt ihn am Arm zurück:
"No, wait, Pierre! The princess is too kind to wish to deprive me of the pleasure of spending the evening with you."
→ »Nein, halt, Pierre. Die Fürstin ist so gut, daß sie mich nicht des Vergnügens berauben will, mit dir den Abend zu verbringen.«
"No, he thinks only of himself," muttered the princess without restraining her angry tears.
→»Sehen Sie, er denkt nur an sich«, klagte die Fürstin, ohne die Tränen des Ärgers unterdrücken zu können.
"Lise!" said Prince Andrew dryly, raising his voice to the pitch which indicates that patience is exhausted.
→»Lise«, sagte trocken Fürst Andrej und hob die Stimme, was bedeutete, daß seine Geduld erschöpft sei.
Suddenly the angry, squirrel-like expression of the princess' pretty face changed into a winning and piteous look of fear. ;
→Plötzlich verwandelte sich der ärgerliche, eichhörnchenartige Zug in dem hübschen Gesichtchen der Fürstin in einen anziehenden und mitleiderregenden Ausdruck der Furcht.
Her beautiful eyes glanced askance at her husband's face, and her own assumed the timid, deprecating expression of a dog when it rapidly but feebly wags its drooping tail.
→Sie sah ihren Mann von untenher mit ihren schönen Augen an, und auf ihrem Gesicht erschien jener schüchterne und schuldbewußte Ausdruck, wie man ihn oft bei einem Hund sieht, wenn er schnell, aber nur schwach, mit dem herabhängenden Schwänze wedelt.
"Mon Dieu, rnon Dieu!" she muttered, and lifting her dress with one hand she went up to her husband and kissed him on the forehead.
→ »Mon Dieu, mon Dieu!« seufzte die Fürstin, raffte mit einer Hand ihr Kleid hoch und trat auf ihren Mann zu, um ihn auf die Stirn zu küssen.
"Good night, Lise," said he, rising and courteously kissing her hand as he would have done to a stranger.
→»Gute Nacht, Lise«, sagte Fürst Andrej, stand auf und küßte ihr wie einer Fremden die Hand.
The friends were silent. Neither cared to begin talking.
→Die Freunde schwiegen. Weder der eine noch der andere wollte anfangen zu reden.
Pierre continually glanced at Prince Andrew; Prince Andrew rubbed his forehead with his small hand.
→Pierre sah hin und wieder den Fürsten Andrej an. Der rieb sich mit seiner kleinen Hand die Stirn.
"Let us go and have supper," he said with a sigh, going to the door.
→ »Komm, wir wollen essen«, sagte er mit einem Seufzer, stand auf und ging zur Tür.
They entered the elegant, newly decorated, and luxurious dining room.
→Sie gingen in das vornehm, neu und reich ausgestattete Eßzimmer.
Everything from the table napkins to the silver, china, and glass bore that imprint of newness found in the households of the newly married.
→Alles, von den Servietten und dem Silber angefangen bis zum Porzellan und Kristall, trug jenen besonderen Stempel der Neuheit, wie er in der Wirtschaft junger Eheleute immer zu finden ist.
Halfway through supper Prince Andrew leaned his elbows on the table and, with a look of nervous agitation such as Pierre had never before seen on his face, began to talk as one who has long had something on his mind and suddenly determines to speak out.
→Während des Essens stützte sich Fürst Andrej plötzlich auf seine Arme wie ein Mensch, der schon lange etwas auf dem Herzen hat und sich plötzlich entschließt, es frei herauszusagen. Mit einem Ausdruck nervöser Erregung, wie sie Pierre noch nie an seinem Freund wahrgenommen hatte, begann er zu sprechen:
"Never, never marry, my dear fellow! That's my advice: never marry till you can say to yourself that you have done all you are capable of, and until you have ceased to love the woman of your choice and have seen her plainly as she is,
→»Heirate niemals, niemals, mein Freund! Dies ist mein Rat: Heirate erst dann, wenn du dir sagen kannst, daß du alles getan hast, was in deiner Kraft steht, erst dann, wenn du aufgehört hast, die Frau zu lieben, die du dir auserwählt hast, erst dann, wenn du sie klar erkannt hast.
or else you will make a cruel and irrevocable mistake.
→ Sonst irrst du dich grausam, und das ist nicht wiedergutzumachen.
Ožeň se, až budeš starý a k ničemu… Jinak zmizí v nenávratnu vše, co je v tobě dobrého a vznešeného.
→Heirate, wenn du uralt bist, wenn du zu nichts mehr taugst. Sonst geht alles Hohe und Gute in dir verloren.
It will all be wasted on trifles.
→Alles wird in Kleinigkeiten ausgegeben.
Yes! Yes! Yes! Don't look at me with such surprise. If you marry expecting anything from yourself in the future, you will feel at every step that for you all is ended, all is closed except the drawing room, where you will be ranged side by side with a court lackey and an idiot! . . .
→Ja, ja, ja! Sieh mich nicht so erstaunt an! Wenn du dann von dir noch etwas für die Zukunft erwartest, so wirst du auf Schritt und Tritt fühlen, daß für dich alles zu Ende ist, alles verschlossen, außer dem Salon, wo du mit allerlei Hoflakaien und Idioten auf einer Stufe stehen wirst. Und das heißt Leben!«